Buchrezension: „Es geht auch ohne Plastik“ von Silvia Schaab.
Bei diesem Buch handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Aus diesem Grund kennzeichne ich diesen Beitrag mit |Werbung|.
Für meine Beiträge werde ich grundsätzlich nicht bezahlt.
Die beiden Themen Ernährung und Nachhaltigkeit gehören ja irgendwie zusammen – vor allem mit dem Wunsch nach dem angemessenen Blick über den Tellerrand. So habe ich mit grossem Interesse als Sommerferienlektüre das Buch „Es geht auch ohne Plastik“ von Sylvia Schaab in die Hand genommen und mich in die Welt der plastikfreien Möglichkeiten hineingelesen.
Besonders interessiert haben mich daran die angekündigte 30-Tage-Challenge, die beiden Kapitel „Kochen ohne Plastik“ und „Unterwegs essen und trinken ohne Plastik“ und natürlich ganz allgemein die Umsetzbarkeit auf die hiesigen Verhältnisse hier in der Schweiz – wo vieles im Alltagsleben doch oft ganz anders funktioniert.
Inspirierend, aber nicht dogmatisch
Die Autorin ist Journalistin für nachhaltige Verbraucherthemen und Familienmanagerin eines 5-köpfigen Haushaltes. Das wirkt wohltuend, weil authentisch, und nicht an den Haaren herbeigezogen. Überhaupt ist das Buch kein bisschen dogmatisch oder bevormundend. Beim Lesen entwickelt sich nicht zwangsweise ein schlechtes Gewissen über das eigene Verhalten (das bisweilen vermutlich vom Kriterium „plastikfrei“ weit entfernt ist), sondern weckt aufgrund der vielen guten Hinweise und Ideen den Wunsch, ein bisschen was davon unbedingt umsetzen zu wollen. Die Herausforderung in einem Buch dieses komplexe Thema in allen seinen Facetten zu erfassen, ist sehr gut gelungen und schafft ein Bewusstsein dafür, wo überall um uns herum in unserem Alltag Plastik allgegenwärtig und manchmal auch nicht mehr wegzudenken ist. Für tiefergehenderes Interesse sind wichtige Fachbegriffe wie „cradle-to-cradle“, „Zero Waste Kriterien“ oder auch Bio-Plastik weiter verlinkt und der umfassende Anhang liefert alles Wünschenswerte an Informationen – auch mit Adressen für die Schweiz.
Erfrischend animierend fand ich ebenfalls die Tipps in den jeweiligen Kapiteln, die für die Lesenden in ihrer Rolle als „Einsteiger“, „Ressourcenschoner“ oder auch schon „Selbermacher“ eingeteilt sind. So konnte ich Kapitel für Kapitel einordnen und feststellen, wie weit ich mit meinem Wunsch nach ein bisschen mehr „plastikfrei“ bereits bin und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Ein bisschen mager fand ich hingegen die auf dem Cover angekündigte 30-Tage-Challenge, die für Lesende mit ein bisschen mehr Vorwissen vermutlich nicht viele neue Inputs liefert – ganz im Gegenteil zu den Inhalten der verschiedenen Kapitel. Auch ist hier das Layout sehr reduziert, was ich ein bisschen schade fand. Eine Graphik oder Icons hätten mich hier vielleicht stärker animiert.
Ernährungsthemen
Das Buch enthält einige Infoboxen zu Ernährungsthemen (z.B. „Milch- und Milchprodukte““Komplett auf Wurst und Fleisch verzichten“, „Aluminium“) zu denen ich als Ernährungswissenschaftlerin die wissenschaftlichen Quellen und Evidenzen hilfreich empfunden hätte. Was den Ernährungsteil des Buches betrifft, so gefällt mir aber besonders das Fazit: Wenn wir uns mal genau überlegen, welche unserer Lebensmittel oft besonders aufwändig und unnötig verpackt sind, so sind dies in der Regel nicht die „Gesunden“. Gehen wir alle öfters mal auf den Wochenmarkt und kaufen dort saisonal ein, haben wir nicht nur weniger Plastik, sondern auch die frischen, unverarbeiteten und daher meist gesünderen Lebensmittel in unserem Einkaufskorb.
Besonders gut gefällt mir auch der Aufruf zu „weniger (in guter Qualität) ist mehr“ und die guten Hinweise, wo man im Haushalt was recyclen kann, um unser aller Ressourcen zu schonen.
Auch geeignet für Schweizer Leserinnen und Leser?
Die allermeisten Inhalte des Buches sind auch für die Schweizer Leserinnen und Leser relevant, obwohl Deutschland und die Schweiz komplett unterschiedliche Entsorgungs- und Recyclingsysteme fahren. Herr und Frau Schweizer müssen ihre gebührenpflichtigen, aufwändig und je nach Gemeinde individuell produzierten „Kehrichtsäcke“ („Mülltüten“) also nach wie vor kaufen und können sie nicht wie im Buch vorgeschlagen aus Zeitungspapier selber basteln. PET-Getränkeflaschen werden in der Schweiz zwar recycelt, alle anderen Plastikabfälle wandern jedoch in den Hausmüll. Aber das sind wahrscheinlich schon die beiden grossen Unterschiede.
Mein Fazit:
„Plastikfrei“ von heute auf morgen wird bei mir nicht ganz so schnell klappen, „plastikärmer“ dagegen schon ab sofort. Die Anreize dazu sind gesät und ich bin inspiriert. Gelernt habe ich aber, dass es sich unbedingt lohnt noch mehr auf "sortenrein" zu achten, egal ob bei Plastik, oder beim Essen.
Schön wäre es, wenn wir alle ein bisschen mehr beginnen würden in Kreisläufen zu denken – und da hilft uns dieses lesenswerte Buch auf jeden Fall!
INFO:
Es geht auch ohne Plastik von Sylvia Schaab, erschienen bei Goldmann, Juni 2019, 288 Seiten, € 12,00, ISBN: 978-3-442-22280-3. Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.
Sylvia Schaab ist, wie ich auch, Mitglied des Netzwerkes texttreff.
DAS Netzwerk wortstarker Frauen.
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