Birchermüesli

"Man nehme einen Esslöffel (EL) Haferflocken, weiche diese während zwölf Stunden mit 3 EL Wasser ein, mische 1 EL gezuckerte Kondensmilch sowie den Saft einer halben Zitrone darunter. Dann raffle man einen grossen oder zwei bis drei kleine Äpfel mitsamt Haut, Gehäuse und Kernen und mische dies unter den Brei. Zuletzt streue man 1 EL geriebene Nüsse darüber".

Fertig ist die Apfeldiätspeise vom Aargauer Arzt und Ernährungsreformer  Doktor Maximilian Oskar Bircher-Benner. Als ursprünglich leicht bekömmliches Abendessen wurde diese Patienten eines Zürcher Sanatoriums verabreicht. 

Mit der Popularität dieses Rezeptes kamen bald Varianten auf, die sich vom Original unterschieden. An Stelle der Haferflocken traten zunehmend die schon seit den frühen 1940er-Jahren industriell hergestellten Trockenmischungen. Die Kondensmilch wurde und wird heute durch Joghurt, Milch oder Rahm (Sahne) ersetzt, auf Wunsch gerne auch lactose-frei oder vegan als Mandel- oder Sojamilch. 

 

Fertig-Birchermüesli im Kassensturz-Test

Fertig-Birchermüeslis aus dem Kühlregal verkaufen sich bei uns als die "gesunde" Variante zum Frühstück oder zum Snack zwischendurch. Das Verbrauchermagazin Kassensturz lies daher unlängst 12 fertig zubereitete Birchermüesli aus dem Detail- und Fachhandel degustieren.

 

Die Ergebnisse des Degustationsteams verwundern nicht wirklich: "zu süss, zu wenig Getreide, zu wenig Apfel-Anteil". Mit der ursprünglichen Idee von Bircher-Benner haben diese Produkte also wenig zu tun. Nur gerade ein Müesli-to-go überzeugte die Fachjury. Der Preis für dieses am besten bewertete Produkt liegt bei stolzen 8,20  SFr. für die 300g Portion.

Kassensturz: Fertig-Birchermüesli im Test: Die Hälfte fällt durch

Bild: Kassensturz

Erhebungsstudie des BLV

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch eine Erhebungsstudie zum Zuckergehalt in Lebensmitteln des BLV vom Frühjahr 2017. Insgesamt wurden in dieser Studie 348 gezuckerte Joghurts von 7 Firmen und 186 gezuckerten Frühstückscerealien von 9 Firmen gesammelt und analysiert. Bei sämtlichen Produkten wurde der Anteil an zugesetztem Zucker berücksichtigt. Die natürlichen Zuckerarten aus Milch oder Früchten wurden nicht miteinberechnet. 

 

Die meisten untersuchten Joghurts enthielten zwischen 7 und 12 g zugesetzten Zucker pro 100 g (zum Vergleich: ein Becher enthält zwischen 150 und 180 Gramm, enthält also zwischen 10 und maximal 22 Gramm Zucker pro Becher). Im Vergleich dazu wiegt ein Stück Würfelzucker zwischen 3 und 4 Gramm.

 

Bei den Frühstückscerealien (Kategorien Bircher, Crunchy, Extrudat und Porridge) betrug der durchschnittliche Gehalt an zugesetztem Zucker 17,6 g pro 100 g, mit einer grossen Spannweite je nach Kategorie zwischen 1 g bis 47,6 g. Nur gerade mal 20 von 186 untersuchten Frühstückscerealien wurden ohne zugesetzten Zucker hergestellt. Gehen wir hier von einer Portionsgrösse von 60-80 Gramm aus (die Hersteller empfehlen auf ihren Packungen aus psychologischen Gründen meist 30-40 Gramm, realistisch ist dies aber nicht), können hier schon mal bis zu 38 Gramm (!) zugesetzter Zucker in der morgendlichen Müeslischüssel landen. Gibt es dazu (gezuckerten) Joghurt aus dem praktischen Becher, so kommt man im Extremfall locker auf 50-60 Gramm pro Mahlzeit - und hat damit die empfohlene Menge an Zucker pro Tag von 50 Gramm bereits überschritten.

 

Plädoyer für "selbstgemacht"

Was bleibt dem gut informierten Verbraucher als Alternative für den leckeren und  vitaminreichen Kickstarter in den Tag? Die Luxusvariante, die sicher toll schmeckt, aber langfristig vor allem den Geldbeutel schlank macht?  Der vermehrt kritische Blick auf die Packung mit Cerealien oder den Fruchtjoghurtbecher im Laden?

Dann doch lieber  selbstgemacht! Frischer Naturjoghurt ohne Zuckerzusatz, mit frischen Früchten und Getreideflocken. Oder doch lieber gleich ein selbstgemachtes Bircher-Müesli? Das Originalrezept findet sich in der Einleitung dieses Beitrags, leckere Varianten gibt es haufenweise in Kochbüchern und Internet, und mit ein bisschen Vorbereitung am Vorabend ist es am Morgen ja wirklich schnell gemacht. Äpfel gibt es zum Glück ja das ganze Jahr über und bald starten wir ja auch in die Beeren-Saison. Guten Appetit!

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